Vor 50 Jahren wurde in Berlin mit dem Damen Eishockey Club Eishasen Berlin der erste reine Fraueneishockeyverein Deutschlands gegründet. Viel ist in den darauffolgenden Jahren passiert und an dieser Stelle blicken wir auf diese Zeit zurück.
Zunächst einige Hinweise: Frauen spielten natürlich schon vor 1975 Eishockey. Die ersten Fotos sind vom Anfang des 20. Jahrhunderts auch aus Berlin überliefert. Hier konzentrieren wir uns aber auf den Vereinssport. Es war nicht einfach, zu allen 50 Jahren Daten zu finden. So wird einiges nicht ganz vollständig sein, was ich vorab entschuldige. Gerade aus den Anfangsjahren des Fraueneishockeys scheinen Aufzeichnungen verschollen, was sogar für internationale Turniere gilt. Als Quellen dienten die bekannte Suchmaschine aus dem Internet, die noch verfügbaren Bereiche von Dameneishockey.de, sachdienliche Hinweise, die RODI-Datenbank und selbst Erlebtes der letzten ca. 20 Jahre. Zusammengekommen ist ein durchaus interessanter und recht umfangreicher Blick auf diese 50 Jahre. Um Euch nicht zu viel Text auf einmal zuzumuten, wird das Ganze in übersichtliche Abschnitte unterteilt. So können wir die Sommerpause gut gemeinsam überbrücken.
Vorab noch ein Dankeschön an alle, die durch Informationen und einiges mehr, lasst euch überraschen, diese Serie zusätzlich gefüllt haben. Ein besonderer Dank geht an das Else Jahn Kurvenkollektiv, das extra für diese Serie ein Logo entworfen hat.
Ich wünsche Euch in den nächsten Wochen viel Spaß beim Lesen dieser kleinen Geschichte
Euer Noppe
Es war im Jahr 1975, ein genaues Datum ist leider nicht bekannt, da gründeten fünf Mädchen, deren Namen leider auch nicht übermittelt sind, Günter Gropp und Michael „Mike“ Eigen den Verein Damen Eishockey Club Eishasen Berlin, kurz DEC. Angespornt wurden sie damals von keinem geringeren als Xaver Unsinn, dem Träger des Pepita-Huts. Der Meistertrainer im Männerbereich (Düsseldorfer EG und Berliner Schlittschuh-Club) und Trainer des Bronze-Olympiateams von 1976 ermunterte Mike dazu, seine Idee, in Berlin ein Fraueneishockeyteam zu installieren in die Tat umzusetzen. Nach der Gründung dauerte es allerdings, bis die nächsten wichtigen Schritte folgten und die Frauen tatsächlich ihrem Hobby geregelt nachgehen konnten.
Mike Eigen, damals zarte 26 Jahre jung, erinnerte sich im Gespräch vor einem Jahr an einige Mitstreiterinnen: mit den Geschwistern Gabi, Isabella und Silvia Braun, Evi Hartel, die gleich noch eine Freundin mitbrachte, Petra Heidler, Elke Jungkuhn, Evi Koch, Daniela Kogler, deren Vater damals Eismeister auf der Glocke war, Marina Prechel, Manuela Stolze und Heidi Weise waren ihm 12 Spielerinnen der ersten Stunde namentlich bekannt. Einige von ihnen sprachen ihn schon vor der Gründung des Vereins an, weil sie von seiner Idee begeistert waren und unbedingt ihrem Hobby nachgehen wollten. Andere meldeten sich im Anschluss recht schnell und so wuchs der Verein innerhalb kürzester Zeit. Und er konnte noch eine Besonderheit erzählen: Bekanntlich wird zum Eishockey einiges an Ausrüstung benötigt, um Training und Spiele durchführen zu können. So gab es aus Füssen eine Lieferung Schläger, Markus Egen spendierte diese nach einem Gespräch mit Mike.
Zunächst wurde aber an Vereinsstrukturen gearbeitet und es wurde auch schon ein wenig trainiert. So zum Beispiel auf der Glocke, der Freifläche in der Glockenturmstraße, wo der damalige Berliner Schlittschuh-Club seine Heimat hatte. Die Eiszeit gab es damals für 50 Deutsche Mark, das sind nach dem Umrechnungskurs von 2002 genau 25,56 Euro. Später wurde im Eisstadion Neukölln trainiert und gespielt, die Curlingbahnen der Eissporthalle Jafféstraße und später der Deutschlandhalle waren ebenfalls Trainings- und Spielorte der Eishasen.
Erst im Februar des Jahres 1979 wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen und war ab da offiziell der erste reine Fraueneishockeyverein Deutschlands. Zuvor gab es lediglich bei bereits bestehenden Vereinen angegliederte Frauenteams. Eine davon beim EV Füssen. Und gemeinsam mit den Füssener Frauen ging es 1979/80 auf eine Reise durch Italien und Österreich. Fünf Spiele absolvierten die Eishasen auf dieser Reise, die zwar alle an die Gegnerinnen gingen, dafür erlebten die Mädels aber einen großen Zuspruch. Rund 7.500 Zuschauer sollen es beim Auftritt in Innsbruck gewesen sein, ca. 2.500 in Cortina d‘Ampezzo. Es gab auch in den nächsten Jahren zunächst nur Freundschaftsturniere. An einen einigermaßen regelmäßigen Spielbetrieb war zunächst nicht zu denken.
So ging es 1981 zum Thurn und Taxis-Turnier nach Füssen und dieses Turnier konnte gewonnen werden. Ein Jahr später ging es sogar für fünf Spiele nach Alaska in die USA. In Fairbanks wurden zwei Spiele bestritten und beide wurden gewonnen. In Anchorage gab es drei Partien, die wiederum alle verlorengingen.
Es war übrigens zu dieser Zeit für Mädchen gar nicht so einfach, sich einem Verein anzuschließen. Damals nahmen einige Vereine Mädchen erst ab einem Alter von zehn Jahren aus. Bis vor wenigen Jahren haben einige Vereine in Deutschland gar keine Mädchen aufgenommen.
Grußbotschaft zu 50 Jahre Fraueneishockey in Berlin
Michael „Mike“ Eigen (DEC Eishasen, OSC Berlin): „Ich war immer mit dem Herz dabei und solange mein Herz schlägt, werde ich Fraueneishockey verfolgen und weltweit mit dem Herzen unterstützen. Und vielleicht gelingt es dem Sport ja noch mehr öffentliches Interesse zu erreichen. Verdient haben es alle, die diesen Sport bisher betrieben haben und weiter betreiben.“
Das Jahr 1984 brachte einige Veränderungen mit sich, über die im wirklich sehr reichhaltigen nächsten Teil berichtet wird. Dieser erscheint innerhalb unserer Serie „50 Jahre Fraueneishockey in Berlin“ am kommenden Montag. Solltet Ihr Hinweise, Dokumente, Informationen oder eine Grußbotschaft zum Thema haben, meldet Euch gerne bei mir:
erschienen bei Icehockeypage