Die Ära vom OSC endete, aber zwei neue begannen. Ein neuer Club sorgte für Zuwachs im Berliner Fraueneishockey. Und es gab einiges an Chaos…
Eine Pressekonferenz der Eisbären Berlin im Mai 2017 sorgte für ein wenig Aufsehen. So ziemlich alle Berliner Medien waren vertreten und berichteten über den Wechsel der erfolgreichen Frauen des OSC Berlin zu den Eisbären Juniors Berlin. So war Fraueneishockey für eine ganz kurze Zeit in den Berliner Medien sogar ein Thema. Und auch hier gab es kleinere Erfolge, nur ein Titel fehlt noch. Hintergrund des Wechsels war die Hoffnung auf eine weitere Professionalisierung und eine bessere Ausnutzung der im Sportforum vorhandenen Möglichkeiten wie zum Beispiel Sportschule und Internat.
Die Premierensaison 2017/18 beendeten die Juniors auf dem 6. Platz. Immer noch waren sie ein Ausbildungsteam und daran änderte sich auch nichts. Zum vorübergehend letzten Mal wurde der DEB-Pokal ausgespielt: die Juniors konnten sich aber nicht für das Endturnier qualifizieren.
Lisa Linnek (geb. Hüffner) war bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang/Südkorea als Linienrichterin im Einsatz und war auch ein Teil des Finalquartetts.
Die Saison 2019/20 war keine komplette Saison, Corona sorgte für ein vorzeitiges Saisonende in allen Ligen. Am 11. März 2020 verkündete der Deutsche Eishockey-Bund, dass der Spielbetrieb in allen Ligen eingestellt wird. Meister wurden deshalb nicht ermittelt.
Dafür waren Berlins Frauen bei den Youth Olympic Games in Lausanne/SUI vertreten. Leonie Böttcher (ETC Crimmitschau) gewann beim 3 vs. 3 Mixed Turnier Gold.
Auf die Saison 2020/21 freuten sich viele Fans, denn es gab Zuwachs. FASS Berlin meldete ein Frauenteam und dieses war sehr gut besetzt. Neben einigen ehemaligen Nachwuchsnationalspielerinnen und einigen mit Bundesligaerfahrung sollten Talente an den Seniorenbereich herangeführt werden. Außerdem gab es im Nachwuchs der Berliner Vereine inzwischen sehr viele Mädchen und so gab es für diese wieder eine Möglichkeit, ihr Hobby auch im Seniorinnenbereich auszuüben. Spielen wollte das Team in der 1. Frauenliga Nordost, der 3. Frauenliga. Und es gab auch ein Testspiel beim ETC Crimmitschau, dem, zu diesem Zeitpunkt, besten Team dieser Liga. Nach einem 0:3-Rückstand wurde am Ende nach Penaltyschießen gewonnen, die Freude über diesen Sieg hielt allerdings nicht lange an. Denn es folgte ein pandemiebedingtes Chaos, das für einen Abbruch des gesamten Spielbetriebs sorgte.
Mit diesem Team bestritt FASS das einzige Saisonspiel:
Tor: Johanna Schüller
Abwehr: Lea Zielke, Agnes Poßner, Melanie Wartha (C), Julie Emma Lee, Amy-Michelle Plaumann, Marie Hylla
Angriff: Lisa Idschok (A), Sarah Schneider, Katharina Mathea, Vanessa Gasde (A), Chiara Leonhardt, Emmi-Lee Hanack
Das FASS-Team vom Spiel in Crimmitschau (Foto: Dietmar Idschok)
Auch für die Eisbären Juniors hatte dieses Chaos Auswirkungen, denn nur Profivereine durften in Berlin Heimspiele austragen. Leistungssportlerinnen zählten interessanterweise nicht dazu und so wurde zu einer ungewöhnlichen, aber am Ende sehr erfolgreichen, Lösung gegriffen. Alle fünf noch ausstehenden Heimspielwochenenden wurden beim Gegner ausgetragen. So blieben am Ende der Saison bei der sieben Mannschaften umfassenden Liga zwei Heimspiele und 22 Auswärtsspiele. Die Juniors beendeten die Hauptrunde auf einem guten 4. Platz und sie spielten damit um die Meisterschaft mit. Diese wurde statt mit Playoffs in einem Finalturnier ausgetragen. Dort gewannen die Hohenschönhausenerinnen im Bundesleistungszentrum Füssen im Halbfinale gegen den Top-Favoriten und Tabellenführer ERC Ingolstadt überraschend mit 2:1. Im Finale unterlag das Team zwar Rekordmeister ESC Planegg-Würmtal mit 1:4, dennoch war es eine sensationelle Saison, die mit dem Vizemeistertitel endete. Laura Kluge trug in diesem Turnier zum ersten Mal das DFEL-Trikot der Eisbären.
Der Vize-Meisterkader:
Tor: Lilly Xenia Günther (#1), Carolin Walz (#72)
Abwehr: Amelie Cyrulies (#4), Maya Stöber (#14, DL ES Weißwasser), Joyce König (#19), Korinna Fiedler (#22), Franziska Brendel (#31), Anna-Maria Nickisch (#71),
Angriff: Nina Kamenik (#7), Alina Fiedler (#8), Hanna Amort (#10), Annabella Sterzik (#13), Paula Nix (#16), Emily Nix (#17), Thea-Marleen Bartell (#23), Laura Kluge [#25], Stephanie Keryluk (#26), Theresa Knutson (#29, USA), Leonie Böttcher (#29), Lucie Geelhaar (#94),
Trainer: Daniel Bartell (Tr.), Kathrin Fring (Co-Tr.), Philipp Frank (AT)
Das Vizemeisterteam der Saison 2020/21
Zur Saison 2021/22 durfte auch FASS Berlin endlich in den Spielbetrieb starten und sie holten auf Anhieb die Meisterschaft der 1. Frauenliga Nordost. Sechs Teams starteten und es wurde eine Einfachrunde gespielt. Das letzte Spiel der Saison musste aus technischen Gründen abgesagt werden. Die elf ausgetragenen Spiele wurden allesamt gewonnen und damit der Titel souverän geholt.
Die Eisbären Juniors verpassten 2021/22 knapp die Playoffs.
Linienrichterin Lisa Linnek (geb. Hüffner), beendete ihre Kariere mit Einsätzen bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking.
Der FASS-Meisterkader:
Tor: Lilly-Ann Riesner (#1), Stefanie Meyer (#7), Johanna Schüller (#30),
Abwehr: Aaliyah Sarauer (#3), Lilly Schrey (#6), Marie Hylla (#13), Sophie Gralla (#14), Julie Emma Lee (#16), Miriam Weigel (#19), Amy-Michelle Plaumann (#22), Lea Zielke (#24), Svea Meißner (#27), Lisa Idschok (#28), Frida Geyer (#42, FL Eisbären Juniors Berlin), Lena Noske (#44)
Angriff: Joanne Seifert (#2, FL Eisbären Juniors Berlin), Marie Maack (#8), Melina Maack (#10), Sarah Sophie Wyrwas (#11), Vanessa Wartha-Gasde (#12), Chiara Leonhardt (#18), Agnes Poßner (#20), Franziska Stein (#21), Sarah Schneider (#23), Luisa Olivera Meißen (#25), Emmi-Lee Hanack (#61, FL Eisbären Juniors Berlin), Denna Appel (#92)
Trainer: Vanessa Wartha-Gasde, Melanie Wartha
Mit der Wiederaufnahme des DEB-Pokalwettbewerbs sollte der Spielbetrieb ab der Saison 2022/23 etwas erweitert werden. Hier nahmen auch Teams aus den Landesverbänden teil und auch FASS Berlin meldete. Die Weddingerinnen trafen in der ersten Runde auf ein DEB-Perspektivteam, dass vom DEB gemeldet wurde, um das Starterfeld zu komplettieren. FASS unterlag hier knapp und in der Liga wurde die Vizemeisterschaft geholt.
Die Juniors mussten, wie alle Bundesligisten, erst im Viertelfiale in den Wettbewerb eingreifen und sie qualifizierten sich durch einen Sieg gegen den EC Bergkamen für das in Füssen ausgetragene Finalturnier. Gegner war wieder der ERC Ingolstadt, diesmal unterlag das Team aber. Im kleinen Finale wurde gegen die Mad Dogs Mannheim gewonnen und so endete dieser Wettbewerb mit einem 3. Platz.
Die Saison 2023/24 war für beide Berliner Vereine eine gute Saison. Die Eisbären Juniors spielten in der Hauptrunde lange um den 3. Platz mit, belegten am Ende aber den 4. Platz. Im Halbfinale ging es, wieder einmal, gegen den ERC Ingolstadt und die Juniors bereiteten dem Hauptrundenersten einige Probleme. Ingolstadt setzte sich am Ende aber mit 3:1-Siegen durch. In der DFEL gab es eine Premiere: Erstmals nahm mit den Amsterdam Tigers ein ausländisches Team am Spielbetrieb teil.
FASS konnte wieder den Titel holen und wieder gelang das, ohne einen Punkt abzugeben. Und auch wenn Titelverteidiger ETC Crimmitschau nicht mehr dabei war, weil sie sich in der Landesliga Bayern, der zweithöchsten Spielklasse, versuchten, war dies eine starke Leistung.
Der FASS-Meisterkader:
Tor: Nancy Nah (#1), Leuta Naumann (#22)
Abwehr: Aaliyah Sarauer (#3), Marie Hylla (#13), Sophie Gralla (#14), Caitlin T`Sas (#26), Lena Noske (#44),
Angriff: Joanne Seifert (#2), Aimée Klement (#6, DL), Sarah Schneider (#7), Jale Köseoglu (#8), Pauline Gruchot (#9), Evelina Perabo (#10), Sarah Wyrwas (#11), Vanessa Wartha-Gasde (#12), Lilly Schrey (#16), Eva Sorokin (#17), Chiara Leonhardt (#18), Helena Barz (#19), Agnes Poßner (#20), Pia Herm (#25), Lisa Idschok (#28), Clara Jurthe (#46), Kira Siewert (#65), Tamara Appel (#92)
Trainer: Vanessa Wartha-Gasde
Eine besondere Saison war es für die ehemalige OSC-Spielerin Lara Fischer. Zunächst war sie als Linienrichterin bei den Youth Olympic Games im Einsatz. Im Sommer ging es in die USA, wohin sie als eine von zwei Europäerinnen von USA Hockey zum 2024 Woman´s Futures Camp eingeladen wurde. Am 16. September wurde sie beim DEL-Testspiel zwischen dem ERC Ingolstadt und den Nürnberg Ice Tigers an der Linie eingesetzt. Ihr Partner an der Linie war mit Maksim Cepik (ERSC Berliner Bären) ein weiterer Berliner.
Keine Änderungen gab es zur Saison 2024/25. Wieder gingen zwei Berliner Teams in den Spielbetrieb. Die DFEL meldete dabei einige Änderungen. Rekordmeister ESC Planegg-Würmtal und die Amsterdam Tigers meldeten nicht mehr, dafür stieß Ungarns Spitzenklub Hokiklub Budapest neu dazu und stellte die Vereine vor einige logistische und finanzielle Herausforderungen. Die Eisbären trafen in dieser Saison also nur noch auf fünf Gegner. Immerhin konnte erstmals für die Liga ein Namenssponsor präsentiert werden, die Liga startete nun als blossom-ic Deutsche Frauen Eishockey Liga.
Bei FASS änderte sich nichts am Teilnehmerfeld. Und das Team konnte sich die 3. Meisterschaft in vier Jahren Spielbetrieb sichern. Im ersten Jahr gab es ja nur ein Testspiel. Alle zehn Saisonspiele wurden gewonnen und das bedeutete eine souveräne Titelverteidigung. Und diesmal wird dieser Erfolg auch belohnt, die Weddingerinnen werden ihr Aufstiegsrecht wahrnehmen und zukünftig in der 2. Liga Nord antreten.
Der Meisterpokal und die Siegermedaillen 2024/25
Der Meisterkader:
Tor: Leuta Naumann (#22), Nancy Nah (#31),
Abwehr: Aaliyah Sarauer (#3), Elena Dey (#4), Sarah Schneider (#7), Aleksandra Wisniewska (#5), Aimée Klement (#6, DL), Sophie Gralla (#14), Chiara Leonhardt (#18), Lea Zielke (#24), Pia Herm (#25), Lisa Idschok (#28), Lena Noske (#44), Kira Siewert (#65),
Angriff: Joanne Seifert (#2), Jale Köseoglu (#8), Pauline Gruchot (#9), Evelina Perabo (#10), Sarah Wyrwas (#11), Vanessa Wartha-Gasde (#12), Maria Reyer (#15), Lilly Schrey (#16), Helena Barz (#19), Agnes Poßner (#20), Franziska Stein (#21), Freia Rathsack (#23), Caitlin T`Sas (#26), Tamara Appel (#92)
Trainerteam: Vanessa Wartha-Gasde
Saisonhighlight war für das Fraueneishockey das Olympiaqualifikationsturnier im Februar in Bremerhaven. Das Team qualifizierte sich nach 2002, 2006 und 2014 wieder für Olympia und mit Franziska Feldmeier, Laura Kluge und Charleen Poindl (ES Weißwasser) waren drei Spielerinnen der Eisbären mit dabei. Mit Anne Bartsch war eine Spielerin dabei, die ihre Bundesligakarriere beim OSC Berlin startete.
Und im Anschluss an das Qualifikationsturnier wechselte Laura Kluge als erste Berlinerin und zweite Deutsche überhaupt in die nordamerikanische Frauenprofiliga PWHL. Sie wechselte zu den Toronto Sceptres.
Ein weiteres Highlight erlebte Kluge. Sie holte bei der WM in Budweis/CZE vier Scorerpunkte (ein Tor, drei Vorlagen) und ist nun mit 21 Scorerpunkten (8 Tore, 13 Vorlagen) die erfolgreichste deutsche WM-Feldspielerin.
Und auch Lara Fischer konnte sich wieder freuen. Sie wurde als Linienrichterin für die U18-Top Division Weltmeisterschaft der Frauen nominiert.
Zum Abschluss der Saison fand in Ferlach/Österreich das Turnier um den U16 Europa Cup 2025 statt und hier waren mit Mathilda Heine (Crimmitschau) und Charleen Poindl (Weißwasser) zwei Spielerinnen aus dem Bundesligakader der Juniors und Pauline Kretzschmar aus dem Nachwuchs der Juniors vertreten. Das Team belegte den 3. Platz und das war die beste Platzierung eines DEB-Teams in diesem Wettbewerb. Mathilda Heine und Charleen Poindl konnten jeweils einen Treffer beisteuern.
--
Insgesamt kann Berlin auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken und das war nicht leicht. Denn das Fraueneishockey hat sich in den letzten 15 Jahren extrem verändert. Es wird immer professioneller gearbeitet. Leider wird über die Sportart nur wenig berichtet, was nicht nur an den Vereinen liegt. Hier wird viel getan, die Medienlandschaft geht darauf aber leider sehr wenig ein. Dabei zeigt dieser Rückblick ja auch, wie erfolgreich Berlins Frauenteams waren. Auch finanziell haben es die Teams schwer. Der Aufwand, den Verantwortliche und Spielerinnen betreiben, ist enorm, ohne dass sie dafür etwas bekommen. Im Gegenteil, es wird immer noch zugezahlt. Und selbst bei den politisch Verantwortlichen der „Sportstadt“ Berlin gibt es noch Nachholbedarf, wie sich zur Saison 2019/20 gezeigt hat. Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben, vielleicht ändert sich doch in naher Zukunft noch etwas. Zu wünschen wäre es jedenfalls. Letztlich stellt sich doch die Frage, ob man bereit dazu ist, dass „Produkt Frauen-Eishockey“ aus dem Nischendasein rauszuholen. Bestrebungen sind ja erkennbar vorhanden (Deutschland-Cup parallel zu den Männern in Landshut z. B.): Reicht das aber aus? Bis ein Level der Akzeptanz UND Finanzierung wie in Übersee erreicht wird, werden wohl noch mehrere Generationen ihren Willen beweisen müssen… und ihr Können.
Die Zusammenfassung der Jahre ist damit komplett, es geht aber in einer Woche noch weiter mit der kleinen Serie. Denn es gibt noch einiges zu berichten, auch wenn ein Teil davon schon in den vorigen Folgen erwähnt wurde… Solltet Ihr sachdienliche Hinweise zum Thema haben, meldet Euch gerne bei mir:
Teil 1: Der Start
Teil 2: Zuwachs mit regelmäßigerem Spielbetrieb
Teil 3: Noch mehr Erfolge
Teil 5: Eine neue Ära beginnt